Der türkische Geologe und Erdbebenexperte Prof. Dr. Şener Üşümezsoy hat nach den anhaltenden Erschütterungen in der westtürkischen Provinz Balıkesir vor einem möglichen stärkeren Erdbeben in der Region Simav gewarnt. Üşümezsoy erklärte, dass dort Spannungen entlang der geologischen Bruchlinien zunehmen und ein Beben der Stärke 6,0 nicht ausgeschlossen sei.
Am Montag hatte in der Region Sındırgı zunächst ein Erdbeben der Stärke 6,1 für Panik gesorgt, gefolgt von mehreren Nachbeben. Ein weiteres Beben mit einer Stärke von 4,9 wurde am Dienstag um 15.35 Uhr registriert.
Üşümezsoy erläuterte, dass die jüngsten Erschütterungen nicht direkt entlang der Sındırgı-Verwerfung, sondern tiefer unter der Stadt, in etwa 15 Kilometern Tiefe, entstanden seien. „Die Nachbeben bewegen sich südlich weiter – der eigentliche Bruch liegt jedoch unter der Stadt verwurzelt“, sagte er im Interview mit dem Sender A Haber.
Simav-Faultlinie im Fokus
Der Experte machte deutlich, dass die seismische Aktivität entlang der Simav-Verwerfung zunehme. Diese Zone verlaufe über den Simav-Berg bis hin zur Eğrigöz–Emet-Linie, wo sich parallele, kleinere Brüche gebildet hätten. „Dort treten derzeit viele kleine Erdbeben auf, die eine Art Erdbebensturm auslösen, aber noch keinen großen Erdstoß verursachen“, so Üşümezsoy.
„Ein Erdbeben der Stärke 6 ist möglich“
Laut Üşümezsoy deuteten aktuelle seismische Modelle darauf hin, dass die Verwerfungen im Simav-Gebiet zunehmend Spannung aufbauen. „Die Beben reihen sich entlang des Gebirgszugs – das zeigt, dass die tektonischen Kräfte dort nach oben drücken. In dieser Zone ist ein Beben der Stärke 6 durchaus denkbar“, warnte der Geologe.