“Erbe für die Zukunft”: Ein Meilenstein für die türkische Archäologie

28.07.2025 – 15:30 Uhr

Inmitten der antiken Kulisse von Aspendos stellte der türkische Kultur- und Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy das ambitionierte Projekt „Erbe für die Zukunft“ vor. Bei einer Informationsveranstaltung im berühmten antiken Theater der Stadt erläuterte er die Dimensionen und Ziele dieser bislang einzigartigen archäologischen Initiative.

„Das Projekt ist weit mehr als ein Ausgrabungsprojekt“, betonte Ersoy. „Es ist eine umfassende Vision zur Wiederbelebung und Bewahrung unseres kulturellen Erbes – von der Restaurierung über die museale Inszenierung bis hin zu nächtlichen Museumsöffnungen und modernen Besucherzentren.“

Ein neues Zeitalter für die türkische Archäologie

Das im Jahr 2023 in Ephesos gestartete Projekt umfasst inzwischen 251 Ausgrabungsstätten in der gesamten Türkei. Minister Ersoy bezeichnete es als eine „gesamtgesellschaftliche Nationalisierungsbewegung in der türkischen Archäologie“. Das Ziel besteht darin, das kulturelle Erbe auf Grundlage der türkisch-islamischen Zivilisationsvorstellung vollständig zu erfassen, zu bewahren und in türkische Hände zu überführen – sowohl wissenschaftlich als auch organisatorisch.

Ersoy unterstrich, dass in nur vier Jahren Arbeiten durchgeführt wurden, die bislang ein halbes Jahrhundert in Anspruch genommen hätten. Dies sei nur durch eine beispiellose finanzielle und logistische Unterstützung möglich geworden, die international einzigartig sei. „Es gibt weltweit kein vergleichbares Projekt“, sagte der Minister.

Aspendos: Vom antiken Theater zur lebendigen Stadt

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der antiken Stadt Aspendos, die zu den bedeutendsten Anwendungsfeldern des Projekts zählt. Während sich die Ausgrabungen dort in den letzten zehn Jahren vor Projektbeginn auf lediglich 580 Quadratmeter beschränkten, wurde die Fläche im Jahr 2024 auf über 3.800 Quadratmeter erweitert und soll in diesem Jahr sogar auf 13.500 Quadratmeter wachsen.

„Aspendos ist nicht nur für seine kulturellen Veranstaltungen bekannt, sondern auch für seine vollständig erhaltene antike Stadt, in der an jeder Ecke Geschichte lebendig wird“, so Ersoy. Aktuell wird an 13 verschiedenen Orten gleichzeitig geforscht und restauriert, darunter das Herzstück der Oberstadt, die Agora, der zentrale Straßenzug sowie ein Stoa-Komplex mit 15 freigelegten Läden.

Bedeutende Neufunde: Büsten, Mosaike und Götter

Bei den Ausgrabungen in Aspendos wurden auch spektakuläre Funde gemacht. Drei davon stellte Minister Ersoy besonders heraus:

  • Ein rund 40 Zentimeter hoher Kopf eines Kaisers, vermutlich Teil einer rund 2,5 Meter hohen Statue aus der Zeit zwischen 250 und 300 n. Chr., beeindruckt durch seine feinen Gesichtszüge und Details.
  • Eine bärtige Männerbüste aus der frühen römischen Kaiserzeit, die offenbar einst eine Gefangenenfigur darstellte und später umgearbeitet wurde.
  • Eine Hermes-Statue, die den Götterboten aus der griechischen Mythologie darstellt und als weiteres Highlight der Sammlung gilt.

Diese Funde sind Zeugnisse der reichen Geschichte Anatoliens und werden nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – sowohl bei Tageslicht als auch im Rahmen des ausgebauten Nachtmuseumsprogramms, das 2025 bereits 27 Museen und antike Stätten umfasst.

Bilanz und Ausblick

Im Jahr 2024 wurden allein über 6.000 neue archäologische Funde in das nationale Inventar aufgenommen. Die Arbeiten gehen kontinuierlich weiter und werden von türkischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern getragen. In diesem Zusammenhang sprach Minister Ersoy dem Ausgrabungsleiter Doç. Dr. Mustafa Bilgin und seinem Team seinen Dank aus.

Er beendete seine Rede mit einem klaren Versprechen: „Mit der Vision des Jahrhunderts der Türkei werden wir auf dem Weg in die Zukunft keine Pause einlegen. Wir wollen mehr, besser, schöner – und wir machen weiter.“

Abschließend gedachte Ersoy der Opfer des Brandes in der Provinz Eskişehir und sprach den Angehörigen sein Beileid aus.