Türkei: Visa-Terminhandel eskaliert – Bis zu 3.000 Euro für einen Schengen-Termin über Mittelsmänner

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31.05.2025 – 8:00 Uhr

Türkische Staatsbürger, die ohnehin unter steigenden Ablehnungsraten bei Schengen-Visa leiden, stehen nun vor einem neuen Problem: Die Vergabe von Visumsterminen wird zunehmend durch den Einsatz automatisierter Bots und eines regelrechten Schwarzmarkts behindert. Viele Bürger müssen tagelang vor dem Bildschirm ausharren, um einen seltenen Termin zu ergattern. Wer sich das nicht antun möchte, wendet sich an Mittelsmänner – die oft zwischen 500 und 3.000 Euro für einen Termin verlangen.

Obwohl die Ablehnungsquote zuletzt leicht gesunken ist, stellt die Terminvergabe nun ein zentrales Hindernis dar. Immer mehr Antragsteller greifen aus Verzweiflung auf automatisierte Software zurück, um freie Termine bei Konsulaten zu ergattern.

Diese Programme – sogenannte Bots – greifen in Echtzeit auf Terminplattformen zu, füllen Formulare automatisch aus und blockieren durch tausende gleichzeitige Zugriffe die Systeme. So werden massenhaft Termine reserviert, die später zu hohen Preisen weiterverkauft werden.

Die Folge: Echte Antragsteller werden verdrängt, die künstlich verknappte Verfügbarkeit treibt die Preise auf dem Schwarzmarkt in die Höhe.

Der Dienstleister VFS Global, der im Auftrag zahlreicher Konsulate die Visumsvergabe verwaltet, hat mehrere Gegenmaßnahmen eingeführt. „Wir ergreifen täglich Maßnahmen“, erklärte Sertan Aslantürk, VFS-Regionalleiter für die Türkei und Aserbaidschan.

Unter anderem wurden virtuelle Tastaturen, IP-Adresssperren, VPN-Filter und ein digitales „Wartezimmer“-System eingeführt, um die Manipulationen durch Bots zu erschweren.

„Es ist ein komplett unregulierter Markt“, warnt Orhan İşcil, Geschäftsführer eines Visaserviceunternehmens im Gespräch mit dem Sender NTV. „Ich appelliere an unsere Bürger, keine Angebote auf Social Media zu glauben. Viele haben Geld überwiesen – und nie wieder etwas gehört.“