In Antalya sorgt ein bizarrer und zugleich erschütternder Nachbarschaftsstreit weiterhin für Aufsehen: Serhan Kaynar (52), der beschuldigt wird, seine Nachbarin Tezcan K. (39) mit einem selbstgebauten Elektroschlag-Gerät töten zu wollen, hat vor Gericht seine Freilassung verlangt. Der Angeklagte behauptet, die Konstruktion sei nicht tödlich gewesen – selbst wenn sie es gewesen wäre, „würde ein Mensch nicht sofort sterben“.
Erst Brandanschlag, dann Stromfalle
Der Fall hatte bereits im Oktober 2024 begonnen, als Kaynar – nach früheren Drohungen – die Wohnungstür seiner Nachbarin mit Terpentin übergoss und in Brand setzte. Nur dank des schnellen Eingreifens von Anwohnern konnte Schlimmeres verhindert werden. Kaynar wurde festgenommen und kurz darauf inhaftiert.

Zwei Monate später, nach seiner Entlassung, eskalierte der Konflikt erneut: Am 27. Dezember soll Kaynar eine rund zwei Meter lange Holzkonstruktion mit Nägeln und elektrischen Leitungen präpariert und vor der Wohnung der Nachbarin platziert haben. Als Tezcan K. gegen 22.00 Uhr nach Hause kam, wurde sie beim Öffnen der Tür von dem Gerät getroffen, erlitt einen Stromschlag und brach verletzt zusammen. Nachbarn eilten zu Hilfe; Kaynar wurde erneut festgenommen.
Vorwürfe: „Geplanter Mord mit Vorsatz“
In seinem ersten Geständnis erklärte er laut Ermittlungsunterlagen, er habe nach dem Brandanschlags-Vorfall beschlossen, die Nachbarin zu töten. Er habe das Gerät aus gesammelten Kabeln gebaut, weil ihm das Geld für professionelles Material fehlte.
Wegen „versuchten Mordes mit Vorsatz“ sitzt Kaynar seitdem in Untersuchungshaft. Für den Brandanschlag wurde er aufgrund eines Gutachtens über bipolarer Störung nicht bestraft. Insgesamt laufen zwei separate Gerichtsverfahren gegen ihn.
Angeklagter rudert zurück – und gibt der Polizei die Schuld
Vor dem 4. Schwurgerichtshof in Antalya erklärte Kaynar nun, er sei unter Druck gesetzt worden und habe sein Geständnis nur wegen „polizeilichem Zwang“ abgelegt. Er bestreitet, dass er die Falle mit Tötungsabsicht gebaut habe: „Die Beschreibung des Aufbaus ist eine Erfindung der Polizeibeamten. Der Mechanismus war nicht tödlich. Im Dezember trägt man viele Schichten – da passiert nichts. Und selbst wenn er tödlich gewesen wäre, stirbt ein Mensch nicht sofort.“
Er behauptete zudem, die Nachbarin und deren Familie hätten ihn „unter Druck gesetzt“ und er sei „unter starker emotionaler Belastung“ gewesen. Kaynar forderte seine Freilassung.
Gericht verlangt technisches Gutachten – Prozess vertagt
Das Gericht ordnete ein neues technisches Gutachten an, um zu klären, ob die elektrische Vorrichtung tatsächlich geeignet war, einen Menschen zu töten. Die Verhandlung wurde vertagt.