Billig, beworben, gefährlich? Fälschungen überschwemmen den türkischen Kosmetikmarkt

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21.12.2025 – 8:00 Uhr

(DHA) ANTALYA – Der türkische Kosmetikmarkt wächst rasant und hat inzwischen ein Volumen von 3,7 Milliarden US-Dollar erreicht. Doch hinter dem Boom verbirgt sich ein ernstes Problem: gefälschte und illegal hergestellte Produkte. Davor warnt Levent Kahrıman, Vorsitzender des Verbands der Kosmetikhersteller und -forscher (KÜAD).

„Das größte Problem unserer Branche sind Fälschungen und sogenannte Hinterhofprodukte – und dass diese teilweise sogar von Influencern empfohlen werden“, sagte Kahrıman. Besonders ein deutlich zu niedriger Preis sei ein klares Warnsignal:
„Wenn ein Parfüm auf dem Markt für 150 Lira angeboten wird, im Duty-Free-Shop oder in einer Parfümerie aber 4.000 Lira kostet, muss man erkennen können, dass dieses Produkt nicht echt sein kann.“

Illegale Produkte ohne Gesundheitsregistrierung

Allein der Binnenmarkt umfasst rund 2 Milliarden US-Dollar. Ein erheblicher Teil entfällt laut Kahrıman auf Produkte, die nicht beim Gesundheitsministerium registriert sind. Diese illegalen Kosmetika stellen ein ernsthaftes Risiko für Verbraucher dar.

„Viele dieser Produkte gelangen ohne Registrierung in den Verkauf. Dabei ist die Überprüfung eigentlich sehr einfach“, erklärte er. Über das Produktverfolgungssystem des Gesundheitsministeriums könne jeder Verbraucher per App oder Website den Barcode scannen und prüfen, ob ein Produkt offiziell registriert ist.

Fälschungen besonders gefährlich

Noch problematischer seien professionell gefälschte Markenprodukte. Diese tauchten oft mit identischem Barcode im System auf und seien kaum zu unterscheiden.
„Der einzige verlässliche Indikator ist der Preis und der Verkaufsort“, so Kahrıman. Der Marktanteil gefälschter Kosmetik liege schätzungsweise bei rund fünf Prozent, genaue Zahlen seien wegen der Illegalität jedoch nicht möglich.

Influencer unter Kritik

Scharfe Kritik übte Kahrıman auch an Online-Werbung und Influencern:
„Verbraucher müssen prüfen, ob ein Produkt die versprochenen Wirkungen wirklich erfüllt.“ Aussagen wie ‚Beseitigt Akne in zehn Tagen‘ müssten durch klinische und wissenschaftliche Studien belegt sein.
„Ohne solche Belege ist Manipulation sehr leicht“, warnte er.

Gesundheitsrisiken durch Fälschungen

KÜAD-Mitglieder erhielten regelmäßig Beschwerden über Hautschäden durch Produkte, die sie selbst gar nicht verkauft hätten. Häufig enthielten diese Fälschungen zu hohe Mengen an Säuren oder Allergenen, was zu Rötungen, Brennen, Hautausschlägen oder sogar Ekzemen führen könne.

Kontrollen reichen nicht aus

Zwar führen das Gesundheits- und das Handelsministerium Kontrollen durch, auch Marken überprüfen aktiv den Markt. Dennoch sei das Problem global.
„In einer Welt, in der sogar Geld gefälscht wird, ist es leider nicht möglich, gefälschte Kosmetik vollständig zu verhindern“, sagte Kahrıman.

Der Verbraucher als Schlüssel

Die wichtigste Rolle komme letztlich dem Käufer zu. KÜAD habe deshalb ein digitales „Kosmetik-Etiketten-Handbuch“ veröffentlicht, das Verbrauchern hilft, sichere und hochwertige Produkte zu erkennen.

„Der kritischste Punkt ist der Käufer“, betonte Kahrıman.
„Wenn niemand extrem billigen Angeboten vertraut und nur aus seriösen Quellen kauft, bricht die gesamte Kette zusammen. Ein echtes Markenprodukt kann nicht zu einem Spottpreis verkauft werden.“