Alarmläuten im Tourismus: Warum deutsche Urlauber der Türkei den Rücken kehren

30.07.2025 – 8:00 Uhr

Lange Zeit galt die Türkei als Traumziel deutscher Urlauber: Sonnige Strände, günstige Preise und ein reiches kulturelles Erbe machten das Land zu einem der beliebtesten Ferienziele. Doch dieser Trend scheint zu kippen. Laut aktuellen Daten von Travel Data + Analytics sind die Buchungen deutscher Touristen für die türkische Südküste in diesem Sommer um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.

Von diesem Rückgang sind insbesondere beliebte Urlaubsregionen wie Antalya und Muğla betroffen. Die Gründe dafür sind vielfältig, doch vor allem steigende Preise und wirtschaftliche Unsicherheiten machen die Türkei für viele deutsche Urlauber zunehmend unattraktiv.

Steigende Preise trotz schwacher Lira

Was lange als Vorteil galt – der Wertverfall der türkischen Lira – verliert zusehends an Wirkung. Einst konnten deutsche Touristen mit dem Euro günstig in der Türkei urlauben. Heute sieht das anders aus: Die Preise für Hotels, Restaurants und touristische Dienstleistungen sind im Vergleich zum Vorjahr um rund 36 Prozent gestiegen, wie Daten des türkischen Statistikamtes TÜİK zeigen. Selbst in Metropolen wie Istanbul sind die Preissteigerungen spürbar. Viele Anbieter reagieren darauf, indem sie ihre Preise direkt in Euro festsetzen. Das gleicht den Währungsnachteil zwar aus, lässt die Türkei aber nicht mehr als „günstiges Urlaubsland“ erscheinen.

Einbruch im Tourismus trifft ganze Wirtschaft

Die Auswirkungen reichen weit über den Tourismussektor hinaus. Laut Katrin Pasvantis von Germany Trade & Invest (GTAI) ist der Tourismus für die türkische Wirtschaft von strategischer Bedeutung. „Er bringt nicht nur Devisen, sondern kurbelt auch Sektoren wie Gastronomie, Transport und Einzelhandel an“, erklärt Pasvantis. Ein Rückgang in diesem Bereich könnte also eine Kettenreaktion auslösen.

Politische Instabilität verunsichert

Neben der wirtschaftlichen Lage sorgen auch politische Entwicklungen für Verunsicherung. So hat etwa die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu, der als aussichtsreicher Oppositionskandidat für die Präsidentschaft galt, im In- und Ausland für Irritationen gesorgt. In den Märkten wächst das Misstrauen gegenüber der politischen Stabilität des Landes. Commerzbank-Analystin Antje Praefcke sieht zudem Probleme bei den Devisenreserven der türkischen Zentralbank, die zur Stabilisierung der Lira eingesetzt werden – mit fragwürdiger Nachhaltigkeit.

Investoren und Touristen in Wartestellung

Diese Unsicherheiten beeinflussen nicht nur Urlauber, sondern auch potenzielle Investoren. Viele deutsche Unternehmen beobachten die Lage mit Vorsicht. „Investoren brauchen Verlässlichkeit“, betont GTAI-Expertin Pasvantis. Solange diese nicht gegeben ist, bleiben sie lieber in der Warteschleife – trotz des langfristig attraktiven Investitionspotenzials der Türkei.

Geopolitische Spannungen verschärfen die Lage

Als wäre das nicht genug, belasten auch regionale Konflikte die Tourismusbranche. Die angespannte Lage im Nahen Osten wirkt sich auf die gesamte Region aus und stellt einen zusätzlichen Unsicherheitsfaktor dar, der die Reiseentscheidungen deutscher und internationaler Gäste beeinflussen dürfte.