34-fach lebenslänglich für 11 Angeklagte: Gericht sprengt alle Maßstäbe mit Urteil für Hotel-Inferno in Kartalkaya

31.10.2025 – 13:02 Uhr

In einem der folgenschwersten Justizverfahren der jüngeren türkischen Geschichte wurden die Hauptverantwortlichen für den Brand im „Grand Kartal“-Hotel in Kartalkaya mit schwersten Strafen belegt. Ein Gericht in Bolu verurteilte den Hoteleigentümer Halit Ergül, seine Ehefrau, seine beiden Töchter sowie sieben weitere Angeklagte wegen des Todes von 78 Menschen, darunter 36 Kinder, zu jeweils 34-facher lebenslanger Haft. Die Urteile wurden ohne Strafmilderung verhängt.

Das Urteil zum Feuer vom 21. Januar, bei dem neben den Todesopfern auch 137 Menschen verletzt wurden, wurde von den Angehörigen im Gerichtssaal mit minutenlangem Applaus aufgenommen. Die Verlesung der Entscheidung dauerte 13 Minuten.

Die elf Hauptangeklagten erhielten nicht nur für den Tod der 36 Kinder, sondern auch für den der 44 erwachsenen Opfer zusätzliche lebenslange Freiheitsstrafen sowie weitere 24 Jahre und 11 Monate Haft. Zwei weitere Angeklagte, die zunächst auf freiem Fuß gewesen waren, wurden nach der Urteilsverkündung in Haft genommen.

Insgesamt waren in dem aufsehenerregenden Prozess 32 Personen angeklagt. Die Staatsanwaltschaft hatte für einen Großteil von ihnen astronomische Haftstrafen in Milliardenhöhe beantragt – allein für den Hoteleigentümer Ergül waren es bis zu 1 950 Jahre Haft. Das Gericht folgte diesen Anträgen in weiten Teilen und ging bei den Familienmitgliedern sogar über die Forderungen der Anklage hinaus. Diese hatte für die Ehefrau und die Töchter niedrigere Strafen verlangt.

In ihren Schlussworten vor Gericht zeigten sich die Angeklagten reumütig, wiesen eine persönliche Schuld jedoch von sich. „Ich bin zutiefst traurig“, sagte Emine Murtezaoğlu Ergül. Ihr Ehemann Halit Ergül beteuerte, keine baulichen Veränderungen vorgenommen zu haben, die das Feuer hätten begünstigen können. Die Verantwortung für Sicherheitsmängel schob er den zuständigen Behörden zu: „Wenn es Mängel gab, wurden sie mir nicht mitgeteilt. Hätte man mich geschlossen, wäre dieses Ereignis nicht passiert.“